Das IKG auf Reisen: Nordsee, Metropolen und Italien
Italienreisen sind gerade in Deutschland der Klassiker. Bei der Reise der Klassen 10 allerdings handelte es sich um eine besonders profilierte Gruppe, die SchülerInnen des Italienisch- und des Musikprofils. Mit den Lehrkräften Frau Sia und Herrn Pacini waren zwei Muttersprachler dabei, begleitet wurde die Fahrt außerdem von Herrn Geyer und Herrn Förstel, wobei sich auch der sympathische türkische Busfahrer Murat als weitere gut integrierte Begleitperson entpuppte. Dieser lenkte uns in gleitend-elegantem Legato durch den dichtesten Verkehr, in Italien dann auch die engsten Straßen und südländisch animierte Situationen hindurch, im Zweifelsfalle auch im Rückwärtsgang.
Bei italienischem Azzurro-Wetter ging es Richtung Alpen, über Bregenz zum Bernardino und zu unserem Halt in Montagnola, bei Lugano, auf den Spuren eines schwäbischen Schriftstellers, der dort die zweite Hälfte seines Lebens verbrachte, Hermann Hesse. Das war Gelegenheit für einen willkommenen Spaziergang durch den immer noch idyllischen Ort hoch über dem Luganer See. Don Matteo empfing uns vor seiner Kirche in Montagnola und erzählte uns Dorfanekdoten über Hermann Hesse.
Energische italienische Führerinnen sorgten zweisprachig dafür, dass die Gruppe interessant informiert wurde. Besonderer Anziehungspunkt war die Schildkröte im kleinen Garten, die mit Bezug auf Erzählungen von Hesse den Namen Knulp trug und zur Beehrung der anwesenden Schülerschaft ihre Behausung verließ und mehrere Ehrenrunde durch die Gruppe drehte.
Spannend war aus dem Blick des Faches Ethik zu erfahren, dass Hesse schon über seine Familie intensiven Kontakt zur indischen und chinesischen Kultur hatte, was sich später u.a. in seinem Roman Siddharta niederschlug, den Hesse als indische Erzählung bezeichnete und eben in Montagnola verfasste.
Im dichten Verkehr erreichten wir dann unser Ziel, Omegna, am Nordende des Lago d’Orta, der südwestlich des Lago Maggiore liegt. Dort waren wir auf zwei Hotels verteilt, die nahe am See liegen. Zum zweigängigen Abendessen ging es ins „Pomodoro“ und es erwies sich, dass einige deutsche Mägen dem späten und ausgiebigem Essen nicht gewachsen waren.
Die drei Tage hatten abwechslungsreiche Schwerpunkte. Am Dienstag ging es auf zwei der Borromäischen Inseln im Lago Maggiore, mit Schlossbesichtigung, sensationellen Blicken auf See und Berge und Begehung der wunderbaren Parks, in denen sich einige Pfaue und ein Pfauenbaby bewundern ließen. Der überall zu lesende Leitspruch des italienischen Adelshauses „humilitas“ – Bescheidenheit, erschließt sich in Anbetracht des offensichtlichen Reichtums dieser Familie nur schwer. In der Mittagszeit wurde die Hitze dann so groß, dass viele zur Abkühlung Zuflucht im Wasser suchten. In Stresa gab es dann Zeit für ein Eis oder auch die dortigen Bäckereispezialitäten, die Margheritine, die uns allerdings nur als etwas trockenes Gebäck in Erinnerung geblieben sind. Abends leisteten sich viele dann noch unter der Aufsicht unseres frisch gekürten Rettungsschwimmers Pacini ein Bad im Lago d’Orta.
Tag zwei widmete sich der Metropole Milano und wurde mit dem Zug erreicht. Vom Bahnhof Porta Garibaldi aus fanden wir uns in einem modernen Stadtviertel mit interessant geformten Hochhäusern wieder, von denen zwei auffällig bewachsen sind, als so genannter „bosco verticale“, „vertikaler Wald“. Fachkundig navigiert von Herrn Geyer ging es dann a piedi zur Kunstakademie, vorbei an der Scala zu der pompösen Einkaufspassage, der Galleria Vittorio Emanuele II und schließlich zum spektakulären Duomo. Nachdem die Damen Schultern und Beinpartien trotz der hochsommerlichen Hitze bedeckt hatten, stapften wir nach Luft ringend die Treppen auf die begehbare Dachpartie des Domes hinauf und genossen die teils Schwindel erregenden Blicke. Das Innere des Domes bot eine willkommene Frische, bevor es in die Mittagspause ging, für die Herr Pacini uns die Panzerotti-Teigtaschen bei Luini empfohlen hatte, die sehr lecker mundeten.
Vor der weltbekannten Mailänder Scala gaben wir dann als Riesenchor drei italienische Lieder zum Besten, mussten allerdings auch selbst für den Applaus sorgen. Ein langer Spaziergang führte uns dann über das Kastell der Sforza und dem Esstempel „Eataly“ zurück zum Zug, der große Teile der Gruppe in den verspäteten Mittagsschlaf wiegte.
Tag drei brachte eine weitere Dimension dieser großartigen Gegend ins Spiel, das Hochgebirge. Auf zunehmend abenteuerlicher Straße ging es in das Bergdorf Macugnaga mit Blick auf die gigantische Monte-Rosa-Ostwand, deren Dimensionen das alpine Maß sprengen und ans Himalaya denken lassen. Zu unserer Überraschung hatten sich schlussendlich alle für eine Teilnahme an diesem Bergtag ausgesprochen und stapften bei angenehmen Temperaturen alle ordentlich Höhenmeter ab. Drei Hütten boten bei der intensiven Sonne Rastmöglichkeiten. Ziel war die Wengwaldhütte auf circa 2000 Metern und von dort aus die Begehung eines der beiden riesigen Gletscherarme. Für Neulinge überraschend sind diese allerdings auf den ersten Blick gar nicht als Gletscher erkenntlich, da sie voller Geröll sind und das darunter liegende Eis kaum zu sehen ist. Aufgrund der Erderwärmung liegen die beiden Gletscherarme steil eingeschnitten unter den sich beiderseits erhebenden Moränen und sind nur an angelegten steilen Passagen überhaupt erreichbar. Die Monte-Rosa-Gipfel schauten zwischen den freundlichen Wolken immer wieder spektakulär auf uns herab, u.a. die Signalkuppe mit der höchsten Hütte Europas, auf über 4500 Metern, also gute 2500 Meter über uns. Der im Talkessel rauschende Bergbach bot dann die Gelegenheit für ein eisiges Fußbad, bevor uns der Busfahrer Murat gekonnt durch die engen Mäander der Bergstraße nach Hause lotste. Das Bad im Lago war an diesem Abend besonders wichtig, bevor alle hungrig und erschöpft das späte Abendessen und den letzten Abend genossen.
Wir LehrerInnen danken den 38 SchülerInnen - es war eine wunderbare Gruppe: lächelnd, freundlich, gelassen, humorvoll. Mit solchen SchülerInnen gemeinsame Tage verbringen zu können ist ein Geschenk! La vita è bella!
Frau Sia, die uns im Anblick Ihrer Heimat Singen noch spontan einen wunderbaren Song sang – natürlich wie Pavarotti ohne Mikro – dürfen wir alles Gute für Ihre erste Schulstelle wünschen. Sie verlässt nach ihrem Referendariat das IKG und kehrt in die Region Singen zurück. Frau Sia hat diese Fahrt entscheidend mitorganisiert und mitgetragen. Danke für alles!
François Förstel, 26. 7. 2022