Ausstellung über Reutlinger Sinti-Familie während der NS-Zeit
Am Montag, dem 20 März 2023, fand um 19 Uhr die Vernissage der Ausstellung "Wohnen damals und heute. Die Reutlinger Sinti-Familie Reinhardt im Gerberhäusle" statt. Gemeinsam mit ihrer Geschichtslehrerin Julia Christof hatten sich die drei 9. Klassen im Geschichtsunterricht und darüber hinaus mit der Geschichte der Sinti und Roma während der nationalsozialistischen Diktatur beschäftigt und eine Ausstellung erarbeitet. Diese wurde als Beitrag zum diesjährigen Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten eingereicht. IKG-Schulleiterin Gabriele Häfele eröffnete die Ausstellung und dankte allen Beteiligten. Auch Herr Weber vom Amt für Jugend, Schulen und Sport würdigte die Arbeit der Jugendlichen und war begeistert von deren Engagement für die Geschichte der Stadt. Bereits eine Woche zuvor hatten zwei Schülerinnen und ein Schüler stellvertretend für alle 9. Klassen eine beeindruckende Rede anlässlich der Kranzniederlegung am Gerberhäusle gehalten und an die Deportation der Reutlinger Sinti vor 80 Jahren, am 15. März 1943, erinnert. Diesen Anlass wollten auch die Schüler*innen angemessen würdigen.
Am Abend der Vernissage hielten nochmals vier Schüler*innen eine Rede, in der sie unter anderem das Projekt präsentierten: "Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, die Stadt Reutlingen und deren Geschichte in unser Projekt miteinzubeziehen. Und das haben wir geschafft." Aber was war die Motivation der Schüler*innen über einen langen Zeitraum an diesem Projekt zu arbeiten? Alexander Leukert fasste es so zusammen: "Wir wollen nicht vergessen, wir wollen nicht verdrängen, sondern wollen die Erinnerung an die Millionen Ermordeten, derer wir heute gedenken, in der Gesellschaft aufrechterhalten und das Interesse an unserer Geschichte fördern. Abende wie dieser sollen ein Zeichen setzen."
Unter den Gästen des Abends befanden mit Dolores Winter auch eine Angehörige der Familie Reinhardt. Sie war unter anderem auch Interviewpartnerin der 9. Klässler*innen und teilte somit ihre Geschichte und die bewegte Geschichte ihrer Familie.
Die Besucher*innen der Ausstellung hatten die Gelegenheit, interessante Plakate zu betrachten, in zwei PC-Spielanimationen durch das Gerberhäusle zu laufen, das Interview mit Frau Winter anzuhören oder aber auch selbst zu überlegen, wie sie sich das Miteinander in Reutlingen wünschen würden. So gaben viele der Themen Gesprächsanlässe für die Anwesenden und es wurde lange diskutiert und sich ausgetauscht.
Text: Julia Christof